Die Aderlaßtherapie gehört zu den ältesten klassischen Naturheilverfahren. Früher wurde sie oft übertrieben angewandt und ist auch deshalb in Verruf geraten. Heute ist sie aus der Naturheilkunde nicht mehr wegzudenken, weil sie sowohl als Umstimmungs- als auch als Ausleitungstherapie anzusehen ist. Durch den Aderlaß wird das Blut leicht verdünnt, sogenannte Stauungszustände (Kongestionen) werden verbessert und die Mikrozirkulation gefördert. Obwohl zunächst die Sauerstoffkonzentration abnimmt, wird durch die Neubildung des Blutes die Sauerstoffsättigung erhöht. Die Stoffwechselsituation verbessert sich lokal und in der Reflexregion. Dieser Gesamtumstand sorgt auch dafür, dass Stoffwechselvorgänge verbessert werden. Durch die neu gebildeten Blutkörperchen werden die Selbstheilungskräfte und das Immunsystem angeregt.
Die Menge des zu entziehenden Blutes richtet sich nach dem Hämatokrit-Wert, Alter, Geschlecht und Konstitution des Patienten. Wir unterscheiden zwischen dem Volumenaderlaß (ähnlich wie bei der Blutspende) und dem Hildegard von Bingen-Aderlaß.
Volumen-Aderlaß
Der typische Aderlaßpatient ist vollblütig, adipös und hat meist viele Risikofaktoren mit einem Blutüberschuß und erhöhtem Hämatokritwert. Meist gehen hierbei auch Kopfschmerz, Schwindel, Schlaflosigkeit, Schweißausbrüche und Stoffwechselstörungen mit Übersäuerung einher. Dazu gesellt sich oft eine Dyspnoe und eine kardiale Insuffzienz. Ein bis zwei mal pro Woche werden der Vene 100 bis 150 ml Blut entnommen. Bei Patienten über 60 Jahren beschränkt man die zu entnehmende Menge auf 100 ml / Sitzung (abhängig vom Hämatokrit-Wert).
Hildegard-von-Bingen-Aderlaß
Dieser Aderlaß orientiert sich nach den Mondphasen. Bis zum 6. Tag nach dem Vollmond werden ca. 150 ml Blut entnommen. Es wird so lange entnommen, bis das dunkelrote Blut eine hellere Farbe zeigt. Der Patient muß hierbei nüchtern sein und er sollte danach drei Tage keine gebratenen Speisen zu sich nehmen und auch die erste Mahlzeit sollte leicht und warm zubereitet sein.
Indikationen:
Hämochromatose (Eisenablagerungen durch erhöhte Eisenkonzentration im Blut)
Chronische Erkrankungen wie Allergien, Rheuma und Gicht
Hyperlipidämie / Adipositas / Hypercholesterinämie
Hämatokritwert über 40 vol %
Polycythaemia rubra vera
Kopfschmerzen / Migräne
Diabetes mellitus
Bluthochdruck
Hiperlipidämie
Übersäuerung
Polyglubolie
Schwindel
Tinnitus
Eklampsie (Notfallsituation - intensivmedizinisch zu behandeln)
Kontraindikationen:
Anämie
Hypotonie
akuter Durchfall
fieberhafte Infekte
Angina pectoris (Herzenge)
ausgeprägte Körperschwäche
Exsikkose (Austrocknung des Körpers)
Marasmus (fortschreitender Verfall der körperlichen und geistigen Kräfte (durch Alter oder Krankheit)